Barbara in Dublin

allerlei neue Erkenntnisse und Erlebnisse während meiner Zeit im traumhaften Dublin...

Thursday, September 28, 2006

Rätsel des irischen Alltags

1. Es ist keine Seltenheit, Waschbecken vorzufinden, so auch in unserem Haus, in denen es zwei Wasserhähne gibt, einen für kaltes, einen für heißes Wasser. Schön und gut, will man darin z. B. seine Wäsche waschen. Beim Händewaschen, und das soll ja nun der Hauptverwendeungszweck eines ebensolchen Beckens sein, verbrennt man sich hingegen unweigerlich die Pfoten oder wäscht sie eben kalt…


2. Ampelschaltung. Da es für jeden Verkehrsteilnehmer eine eigene Ampelphase gibt, also nicht etwa gleiche Richtungen für alle Teilnehmer auch zur gleichen Zeit freigegeben werden, dauert es einer halbe Ewigkeit, bis man zum Zug kommt. Dies gilt im Übrigen auch für völlig unkomplizierte Kreuzungen. Kein Wunder also, dass Dubliner Fußgänger rot und grün keine gesteigerte Aufmerksamkeit schenken. Um diesem Trend gefahrlos folgen zu können, gibt es für den Kontinentaleuropäer hilfreiche Hinweise auf der Straße…

3. Und jetzt noch was für die Jungs! Den Dubliner Mädels ist es nie, wirklich niemals, zu kalt für Minirock und high-heel-Riemchensandälchen mit entsprechend unbestrumpfhosten Beinen. Auch im Dezember liegt die maximale Länge bzw. Höhe in beiden Fällen bei max. bzw. mind. 10 cm. Die Beine werden in Ermangelung adäquater Sonnenbestrahlung mit Selbstbräuner in Form gebracht, der hier auf der Insel nur in den Farbtönen orange und rot-orange erhältlich zu sein scheint. Und so bevölkern sie nicht nur das Dubliner Nachtleben, sondern, ganz nach amerikanischem Vorbild, auch gerne den Campus. Lediglich die schicken Pumps werden durch dicke Fellstiefel ersetzt. Es hält sich im Übrigen standhaft das Gerücht, in den Apotheken seien entsprechende Tabletten erhältlich, die angeblich das Kälteempfinden herabsetzten. Die Mediziner unter Euch können da gerne mal Nachforschungen anstellen... Meiner Ansicht nach erklärt sich dadurch jedenfalls der überdurchschnittlich hohe Alkoholpegel. Graustufen sind hier nicht gerne gesehen. Wenn Du noch gehen konntest, dich nicht übergeben musstest und zu jedem Zeitpunkt wusstest, wie Du heißt, warst Du nach irischem Ermessen nicht betrunken. Entsprechend sportlich geht es Wochenende für Wochenende zu. Das wärmste Jäckcken ist eben doch das Cognäckchen...


Türhüterinnen heißen hier Usher...

Damit ich nicht ganz aus der Übung komme, darf ich, kaum dass ich einen Monat hier bin, wieder Karten kontrollieren und Plätze anweisen. In Dublins ehemaligem Gefängnis…
Es bildet dieses Jahr die passende Kulisse für die Fidelio-Inszenierung einer exzellent besetzten Dubliner Opern-Tourneetruppe.

Gasteig-Mädels, die Operettengala kann kommen!

Wednesday, September 27, 2006

Radfahren

Auf der anderen Straßenseite fahren und damit permanent gegen in 20 Jahren mühsam antrainierte Automatismen ankämpfen zu müssen ist schon anstrengend genug. Hinzukommt, dass der irische Autofahrer entweder generell fahrradfeindlich eingestellt ist oder aber schlicht und ergreifend einfach nicht besser Auto fahren kann. Der irische Straßenneuling kann im zarten Alter von 17 Jahren eine vorübergehende Blanko-Fahrerlaubnis beantragen, womit er vier Jahre lang, ohne jemals eine Fahrschule von innen gesehen zu haben, auf die irischen Straßen losgelassen wird. Aus purer Angst vor entsprechenden Amateuren schmückt sich der Dubliner Radfahrer daher gerne wie ein Christbaum, um vor allem nachts verstärkt auf sich aufmerksam zu machen. Auch ich bin auf den Trichter gekommen und jetzt stolzer Besitzer einer oberpeinlichen neongelben Leuchtreflektor-Weste… Mein Vater ist sicher stolz auf mich!

Gestern gabs den ersten und vorerst letzten offiziellen ERASMUS-Kennenlern-Empfang auf dem Campus. Da hier alles im Allgemeinen und Alkohol im ganz Besonderen ziemlich teuer ist, war es lustig, zu beobachten, wie sich alle Studenten auf die armen Kellner gestürzt haben, um ihnen Wein und allerlei Köstlichkeiten zu entreißen. Unterschiede die Nationalität betreffend waren dabei weniger festzustellen. Jedenfalls hatten alle ein Klebeschild, auf dem Name und Heimatland vermerkt werden sollten. Schon bald stellte sich heraus, dass Max-Joseph aus Deutschland eigentlich ein Wein und Häppchen schmarotzender Ire und van der Vaart aus Timbuktu ein Hamburger Spaßvogel war. Zwei Stunden später war der Wein alle, die Gäste leicht angetrunken und die Party leider zu Ende. Schade eigentlich, hatte Potential. Cheers!

Monday, September 25, 2006

Nach einer Woche extremen Couchsurfings (lieber Dank an dieser Stelle an Fy, Andy, Johanna, Martin und Doro!!), kann ich am 5. September endlich meine neue Bleibe beziehen. Die Wohnungssuche war der reinste Horror. Anständige Zimmer in toller Lage zu abartigen Preisen oder weniger anständige Zimmer zu vergleichsweise noch immer abartigen Preisen.
Ich erinnere mich dabei an ein Haus in einer schönen Lage mit einem Zimmer zum Schnäppchenpreis von 350 Euro. So weit so gut. ABER: der komplette Boden war mit Müll übersät, Fenster an der Eingangstür waren eingeschlagen, und das entsprechende Zimmer hatte nur ein Dachfenster und war gerade mal 6qm groß!
Dazu hohe Konkurrenz! Mein Mitbewohner hat erzählt, dass auf seine Anzeige im Internet ca. 6500 Leute geklickt haben und er ca. 300 Emails beantwortet hat. Darunter auch meine...
Zwei Wochen vor Semesterbeginn mit der Suche zu starten hat sich im Nachhinein als wagemutig herausgestellt. Jedenfalls hatte ich Glück und teile mir jetzt ein Haus mit vier anderen Leuten. Einem nordirischen Brandschutz-Ingenieur, zwei Architekturstudenten, einer aus Irland und eine Britin, und einer indischen Chemie-Doktorandin. Alle sehr nett und hilfbereit!
Es folgen ein paar Fotos: die Einfahrt zu unserer Strasse mit meinem mit meinem 1a-Fahrrad, mein Zimmer und die traumhafte Aussicht aus meinem Fenster. Ein Touch besser als die Beton-Fassade in Schwabing...